...irgendwann ein Buch!

Figuren erfinden, Geschichten spinnen, Wörtertürme bauen,  
Poesie in die Welt bringen oder (wenigstens!) 
Reportagen schreiben von den wundersamsten Schauplätzen der Welt - 
das war mal Plan A für mein Leben.
Statt dessen 
bin ich Lehrerin geworden, habe Texte korrigiert und zensiert, 
Sachverhalte vermittelt, Gedichte analysiert 
und wichtige Stichworte zum Merken an Tafeln geschrieben.
Aber Lehrer:innenlaufbahnen gehen früher oder später zu Ende
und dann tauchen die Geschichten auf, die immer schon da waren.

Manche davon habe ich aufgeschrieben.
Sie handeln von Menschen, die in meinem Geburtshaus gewohnt haben,
 erlebte, erinnerte, recherchierte und rekonstruierte
Lebenserfahrungen und biografische Schnipsel, 
erzählt von den Töchtern jenes Hauses, 
das schon lange und auch heute noch in einem pfälzischen Dorf steht. 
Es ist schon eine Weile nicht mehr in meinem Besitz, 
aber Teil meines Lebens und ein Erbe, 
das mehr als nur die Steine umfasst, aus denen es gebaut wurde.


Neben diesem einen Haus stand ein anderes, ganz ähnliches. 

Die Menschen, die das eine bewohnten und die in dem anderen  waren Nachbarn. 
Schon lange, eigentlich schon immer. 
In jedem der beiden Häuser gab es Kinder.
Mädels und Buben. 
Sie gingen zusammen zur Schule, ins Feld, in den Fußballverein. Nur nicht in die selbe Kirche. Die einen waren jüdisch, die anderen protestantisch. Lange Zeit spielte das kaum eine Rolle. Aber dann änderten sich die politischen Verhältnisse und damit das Leben der Menschen in den beiden Häusern. Die jüdischen Buben verließen das Dorf und emigierten nach Palästina. Das jüdische Mädel blieb da, es wurde mit den Eltern zusammen deportiert und ermordet. Seine Geschichte wird erzählt im Buch von den JudenHausTöchtern.
Drei von den vier protestantischen Buben zogen in den Krieg. Nur einer kam zurück und wurde mein Vater.